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60 Jahre Anwerbeabkommen mit der Türkei

Daten und Fakten zur türkischen Bevölkerung im Land Bremen

Am 30. Oktober 2021 jährt sich zum 60. Mal der Tag der Unterzeichnung des sogenannten Anwer-beabkommens mit der Türkei. Ziel war es, die Entsendung von Arbeitskräften aus der Türkei nach Deutschland zu regeln. Auch für das Land Bremen war dieses politisch, wirtschaftlich und sozial dauerhaft prägende Ereignis bedeutsam.
In Folge dieses Abkommens bewarben sich zwischen 1961 und 1973 mehr als zweieinhalb Millionen Menschen aus der Türkei um eine zunächst zeitlich befristete Arbeitserlaubnis in der BRD (1). In Bremen waren es in den Folgejahren vor allem die Stahlwerke und die Werftindustrie, die in großem Umfang Arbeitskräfte in der Türkei anwarben (2). Letztendlich sind über die Jahrzehnte hinweg viele der türkischen Zuwander:innen dauerhaft im Land Bremen geblieben, um hier zu leben und zu arbeiten.

(1) Huneke, Dorte, 2011: Von der Fremde zur Heimat, Bonn: bpb
(2) Determann, Eva 2017: »Man hat Arbeitskräfte gerufen« – Bremen und die Arbeitsmigration der 1950er und 1960er Jahre in der Ära Wilhelm Kaisen. In: Staatsarchiv Bremen in Verbindung mit der Historischen Gesellschaft (Hrsg.): Bremisches Jahrbuch Bd. 96, Bremen: Selbstverlag des Staatsarchivs Bremen, S. 207-228

Anteil ausländischer Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung im Land Bremen seit 1960

Ende des Jahres 2020 lebten 23.315 Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit im Land Bremen, das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 3,4 Prozent. Den höchsten Anteil türkischer Bevölkerung gab es 1997 mit 33.465 Personen bzw. 5,0 Prozent. Damals waren 41 Prozent aller Ausländer:innen im Land Bremen Türken, 2020 lag der Anteil bei 17 Prozent.

Ausländische Bevölkerung im Land Bremen seit 1960

Die absolute Zahl der Einwohner:innen mit türkischer Nationalität ist im Land Bremen seit Ende der 1990er Jahre rückläufig und liegt derzeit mit rund 23.300 auf dem Stand vom 1985. Dies liegt unter anderem daran, dass es neben Zu- und Abwanderung in den vergangenen Jahrzenten kontinuierlich zu Einbürgerungen gekommen ist.

Einbürgerungen

Menschen mit türkischer Staatbürgerschaft bildeten seit 1999 durchgehend den größten Anteil an den jährlichen Einbürgerungen im Land Bremen. Im Jahr 2020 fand ein Wechsel statt und die häufigsten Einbürgerungen betrafen Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit.


Deutsch-Türkische Eheschließungen

Seit 1970 wurden im Land Bremen 3.891 deutsch-türkische Ehen geschlossen, bei denen ein Ehepartner die deutsche, der andere die türkische Staatsbürgerschaft hatte. Im Durchschnitt waren es 76 pro Jahr und 1,5 pro Woche.

Migrationsstatus der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in der Stadt Bremen

In der Stadt Bremen leben derzeit knapp 39.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Etwa die Hälfte davon sind Ausländer:innen mit türkischer Staatsangehörigkeit, die andere Hälfte hat sich in den letzten Jahren für die Einbürgerung entschieden bzw. sind Kinder eingebürgerter Personen. Im Jahr 2020 lag der Anteil dieser Personengruppe mit deutscher Staatsanghörigkeit erstmals bei knapp über 50 Prozent aller Personen mit türkischem Migrationshintergrund und damit höher als der Anteil der Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit.

Definition Migrationshintergrund: Zu Personen mit Migrationshintergrund werden Ausländer:innen, eingebürgerte Deutsche und Aussiedler:innen zusammengefasst. Ergänzend übernehmen deutsche Kinder unter 18 Jahren, für die selbst dieser Migrationshintergrund nicht erkennbar ist, aber mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat, die entsprechende Zuordnung des Elternteils.
Quelle: Schätzung auf Grundlage des Einwohnermelderegisters

Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in den Ortsteilen der Stadt Bremen

In der Stadt Bremen haben 6,8 Prozent der Bevölkerung einen türkischen Migrationshintergrund. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Ortsteilen: In den Ortsteilen Ohlenhof (20.5%), Gröpelingen (19,4%) und Lindenhof (18,3%) ist der Anteil am höchsten, in Strom, Bürgerpark und Blockland liegt der Anteil unter einem Prozent.

Zahl der Zu- und Fortgezogenen im Land Bremen mit türkischer Staatsangehörigkeit

Auch bei den jährlichen Zu- und Abwanderungen von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft gehören türkische Staatsbürger:innen nicht mehr zu den Nationalitäten mit einem hohen Wanderungsüberschuss: Im Saldo aus Zu- und Abwanderung hatten 2020 die meisten Personen die syrische (603), bulgarische (437) oder rumänische Staatsbürgerschaft (312), während die türkische (45) erst an 22. Stelle steht.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftige im Land Bremen nach Nationalität

Ziel des Anwerbeabkommens war die Gewinnung von Arbeitskräften. In den 1970er bis 1990er Jahren stellten türkische Staatsbürger:innen meist mehr als 40 Prozent der ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Aktuell (Juni 2020) sind von den gut 332 500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Arbeitsort im Land Bremen 11,7 Prozent Ausländer:innen. Knapp 17 Prozent dieser Personen mit ausländischer Nationalität besitzen dabei die türkische Staatsbürgerschaft.


Gewerbegründungen

Auch die Selbstständigkeit war und ist ein wichtiges Betätigungsfeld. Im Durchschnitt der Jahre 1999 bis 2019 wurden jährlich rund 320 Einzelunternehmen von Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit gegründet, die Zahl der Abmeldungen lag mit 280 deutlich niedriger. Der Anteil an den An- und Abmeldungen von Einzelunternehmen insgesamt liegt im Durchschnitt bei 7 Prozent.
Bei der Entwicklung der Gewerbemeldungen nach der Nationalität des Gründers sind Effekte durch Einbürgerungen oder Änderungen im Staatsbürgerschaftsrecht zu beachten.